Dolltopia Outtake

"Das ist schon sehr seltsam hier..." murmelte Yori Maguna, als er sich selbst aus der Folie kämpfte und aus dem Versandkarton kletterte. "Ich werde an ein neues Einsatzgebiet geschickt und niemand erwartet mich?"

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"Ob den Bewohnern dieses Dorfes etwas widerfahren ist? Die Ruhe ist verdächtig." Yori zog tief die Luft ein. Er roch keine dämonischen Auren und sein magisches Auge zeigte ebenfalls nichts an, doch das hatte nichts zu sagen. Die Biester konnten sich versteckt haben.
"Hallo? Ist hier jemand?" rief er und bereitete sich auf einen Angriff vor.

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- WOOOOOOOSH! -
Ein warmer Luftzug streifte ihn und plötzlich stand er ohne Kleider da. Yori stellten sich die Nackenhaare auf. "Was für ein übler Zauber liegt auf diesem Ort?!" fragte er sich entsetzt und sah sich lauernd um, ob der kleiderstehlende Dämon sich erneut zeigen würde.

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Er stand noch immer so da und wartete auf einen Angriff oder ein Lebenszeichen, als jemand von hinten an ihn herantrat.
"Hallo! Ich habe hier Eure Kleider, frisch gewaschen und geföhnt!" grüßte Sinistra fröhlich.
Yori fuhr herum. "Wer seid Ihr?" blaffte er die Frau an.

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"Iiiiiiiks!" kreischte Sinistra auf und ließ prompt alle Sachen fallen. "Das ist ja gar keine Frau!" Sie wurde knallrot und schlug die Hände vor die Augen.
Yori versuchte unangenehm berührt seine Blöße mit seinem Hut zu verdecken. "Ähm, es tut mir leid, daß Ihr eine Frau erwartet habt", meinte er höflich, auch wenn er der Meinung war, keine Schuld an der Situation zu haben.
Sinistra hörte gar nicht richtig hin, es war ihr zu peinlich. "Oh, du meine Güte! Oh, du meine Güte! Wenn Eternia das sieht!"
Yori nutzte die Gelegenheit sich seinen Kimono zu greifen und begann sich anzuziehen. Er verstand gar nichts mehr.

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"Wenn ich was sehe, Sinis... Oh, hallooooooo!" Eternia pfiff anerkennend.
Sinistra wandte sich höflich ab, konnte sich aber denken, was ihre Freundin gerade tat. "Eternia! Hör auf ihn anzustarren! Das gehört sich nicht!"
"Aber, aber, man wird doch wohl mal gucken dürfen!" beschwerte sich die Blondine. "Du tust ja gerade so, als wenn ICH hier nackt stehen würde."

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"Wo Sie es gerade erwähnen, Eternia, vielleicht können Sie mir erklären, auf welche Weise meine Kleider abhanden gekommen sind und warum sie sich in Ihrem Besitz und dem Ihrer Freundin befinden?" fragte Yori unbewegt, während er nach seinem Hakama griff.
"Kleidung von Neuankömmlingen wird eingesammelt und farbecht gemacht bzw. gewaschen." erläuterte Sinistra zaghaft aus dem Hintergrund, während Eternia die ausgeklopften Lederroben des Mannes über den Karton hängte. "Die Chefin hat Sie ausgezogen und wir bringen Ihre Sachen zurück."
"Ich habe nichts davon bemerkt, daß jemand in meiner Nähe war", meinte der Mann mißtrauisch.
"Weil die Chefin inzwischen eine Menge Übung darin hat. Sie schafft es, nie auf einem Foto zu sehen zu sein." Eternias Erläuterung klang so ruhig, daß die Elementaristin sich wunderte. Doch es war unmißverständlich. Eternias Interesse an dem Neuen in Dolltopia war schlagartig erlahmt, als sie den Rest seiner Kleidung sah. Er erinnerte sie viel zu sehr an ihr Zuhause. Außerdem war er ihr zu alt. Der Mann schien Anfang 30 zu sein. Sie wandte sich gelangweilt ab.

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"Auf jeden Fall heißen wir Sie herzlich willkommen in Dolltopia!" grüßte Sinistra höflich, als der Mann den Verschluß seiner Roben zuknöpfte und sie es wieder wagte sich umzudrehen. "Ich bin Sinistra und das ist meine unhöfliche Freundin Eternia."
"Guten Tag. Mein Name ist Yori Maguna. Verzeiht meine Unfreundlichkeit vorhin, doch ich nahm an, daß es sich hier um einen Angriff handelte."
"Einen Angriff?"
"Allerdings. Ich bin Exorzist, müßt Ihr wissen."
"Oh, ein Dämonenjäger also? Das ist ja faszinierend!" Sinistra war tief beeindruckt. "Was ist denn Euer Spezialgebiet, wenn ich fragen darf?"
"Drachen."
"Ooooh, Drachen?" wiederholte Sinistra, noch beeindruckter als zuvor.
"Drachen?" echote auch Eternia, deren Interesse schlagartig wieder geweckt war.

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"Yori, das ist ja aufregend!" hauchte Eternia verführerisch und trat ganz nah an den Mann heran.
"Hm?" Er war verwirrt von ihrem plötzlichen Sinneswandel, aber auf angenehme Weise.
"Wie viele Drachen habt Ihr denn schon besiegt?" fragte die Blondine und klimperte mit den Wimpern.
"Nun, bislang waren es fünf. Da war zum einen der große Feuerdrache von Quindal..."
"Faszinierend." Eternia schmiegte sich enger an ihn. "Erzählt Ihr mir mehr von Euren Abenteuern? Vielleicht beim Abendessen? Bitte...!" Ihre Brüste drückten gegen seinen Arm und sie sah ihm tief in die ungleichen Augen.
"He... was... Hey!" protestierte Sinistra zaghaft, denn sie hätte sich auch gerne mit einem Abenteurerkollegen unterhalten, aber bitte ohne solche Szenen.

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Yori wunderte sich sehr über Eternias radikal verändertes Verhalten. Er sah sie an, wie sie ihn stur anhimmelte, wandte sich dann an Sinistra und fragte leise: "Ist sie besessen?"
"Schön wär's. Leider ist das normal für sie", grummelte Sinistra und rieb sich verzweifelt die Nasenwurzel.
"Seid Ihr sicher? Ich könnte vorsichtshalber einen Exorzismus vornehmen." Der Mann wollte in seine Robe greifen, um eine entsprechende Bannrolle hervorzuholen, doch Eternias Hand legte sich auf seinen Arm.
"Ich finde Abenteurer einfach unwiderstehlich!" flötete sie. "Laßt uns gehen und Ihr erzählt mir mehr von Euch, Yori, ja?"
"Eternia!" schimpfte Sinistra laut und stampfte mit dem Fuß auf. "Du weißt genau, daß wir keine Zeit für sowas haben! Der Umzug...!"
"Ist deshalb niemand hier?" erkundigte sich Yori, dessen Arm brannte wie Feuer, der sich aber nicht gleich am ersten Abend unprofessionell geben wollte. Er kannte Eternia doch gar nicht.
"Richtig, sie sind alle schon weg", flüsterte Eternia. "Nur noch wir sind hier!"
"Das ist gar nicht wahr! Da hinten sehe ich schon die nächsten kommen!"
"Dann sollten wir unser Kennenlernen besser ein wenig verschieben. Auf keinen Fall möchte ich, daß Ihr getadelt werdet, weil Ihr Eure Arbeit vernachlässigt." Yori löste sich vorsichtig von der seufzenden Frau. "Ich mache mich erstmal mit der Gegend vertraut. Aber später werde ich Euch gerne von den Drachen erzählen, Eternia."
"Na hoffentlich." Sie seufzte tief und konnte nur hoffen, daß er es ernst meinte und sie einen bleibenden Eindruck auf ihn gemacht hatte.