Dolltopia Outtake

"Hallo." Als Mao auf die beiden Frauen zutrat war er vorsichtig. Dolltopia Darsteller waren ihm immer noch suspekt. Die Typen im Park hatten ihn schon so angeglotzt, und von Eternia hatte er viele seltsame Dinge gehört. Die mit den schwarzen Haaren hingegen sah sehr sanft und freundlich aus.
"Guten Tag!" grüßte sie und auch die Blondine lächelte ihn an. "Noch ein Teenager! Ich bin überrascht, wie viele es von euch hier gibt."
'Hey, ich bin schon fast erwachsen', dachte Mao, machte sich aber nicht die Mühe zu protestieren.
Als er schwieg fragte Eternia: "Wie heißt du und wie alt bist du?"
"Ich bin Mao. 16."

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Da der Junge mißtrauisch blieb und störrisch schwieg gab Eternia es auf, mehr über ihn erfahren zu wollen. "Na schön, Mao. Wenn du irgendwelche zusätzlichen Kleidungsstücke hast, kannst du sie hier in die Kiste für Isuls legen. Alles andere, was du nicht brauchst, kannst du uns geben und wir verpacken es."
"Eh?" Nun fuhr Mao doch auf. "Die Kiste ist ja komplett leer!"
"Äh... ja?" Eternia wußte nicht recht, was ihn daran aufregte. "Die anderen hatten bislang nur Accessoires, aber keine Kleidung. Das ist doch meistens so."
"Krass! Moment." Ohne ein weiteres Wort stapfte Mao davon.

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Kurz darauf kam er zurück, einen Haufen Klamotten auf den Armen balancierend. "Hier." Er drückte Eternia einen Stapel Shirts und anderes Zeug in die Arme, reichte Sinistra seinen Rucksack und begann sich aus seiner locker übergeworfenen Jacke zu pulen.
"Du lieber Himmel!" Eternia war tief beeindruckt. "Das ist alles von dir?"
"Ja."
"Wieso hast du Haarklammern?"
"Keine Ahnung."
"Und diese... interessant gemusterte Brille, trägst du die wirklich?"
"Ne, nie."
"Deine Schuhe... sind unterschiedlich gefärbt..."
"Hör mal, ich hab mich nicht selbst designed! Was weiß ich, was das soll!"
Sinistra mischte sich vorsichtig ein. "Immerhin scheint Eph-sama dir andere Schuhe besorgt zu haben, nicht wahr."
"Ja, bin froh drüber", meinte Mao mit einem tiefen Seufzen.
Eternia nickte anerkennend. "Na schön. Du hast lauter Zeug und weißt nichts damit anzufangen, also rein in die Kiste damit, was!"

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Plötzlich fühlte Mao einen brennenden Blick im Nacken. Ihn fröstelte unwillkürlich. Als er sich umdrehte stand ein unheimlicher Mann vor ihm, der ihn anstarrte. Eigentlich hatte Mao sogar viel mehr das Gefühl, daß er ihn nicht an- sondern direkt in ihn hineinstarrte. Sinistra bemerkte ihn ebenfalls.
"Guten Tag", grüßte sie, "kennen wir uns schon?"
"Ich bin Ama", gab der Mann ruhig zurück, ohne Mao aus den Augen zu lassen. Hätte Eternia das gehört, sie hätte gejubelt, doch sie war damit beschäftigt Maos Kleider einzuräumen.
"Hi." meinte Mao knapp und verschränkte die Arme. Die dunklen Augen dieses Typen schienen sich bis in seine Seele zu fressen.
Sinistra hatte weniger Probleme mit dem Fremden. "Also, Ama. Sind Sie hier um sich einzuschiffen?"
"Ja. Ich werde wohl mit diesem Jungen reisen, so wie es aussieht."
"Da bin ich dagegen", entfuhr es Mao spontan.

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Ama ignorierte das, stellte der Frau seine Tasche vor die Füße und fragte: "Ist Noel schon in der Box?"
"Oh, tut mir leid, da muß ich auf der Liste nachsehen." Die Elementaristin, die immer noch Maos Gürtel und Kette für ihn hielt, war peinlich berührt, weil sie keine Auskunft geben konnte. "Oder ich frage mal nach! Eternia...?"
Die Blondine drehte sich um. "Oh, wow! Du bist Ama! DER Ama!"
"Äh, wie?" Sinistra war verwirrt. Als der Mann seine Aufmerksamkeit auf Eternia richtete nutzte Mao die Gelegenheit sich schnell selbst um seine Sachen zu kümmern. So starrte ihm der Kerl wenigstens nicht mehr ins Gesicht.

Eternia seufzte. "Tut mir leid, hier scheinen alle Musikmuffel zu sein! Sinistra, Ama und seine Band sind genauso berühmt wie Dark Delight!"
"Nur genauso berühmt? Ihr kränkt mich." Ein spöttisches Grinsen spielte um Amas Mund. "Wie steht es nun mit Noel?" Das Geheimnis von Amas Erfolg als Sänger war seine sinnliche Stimme. Ein Eindruck, den er auch verbreitete, wenn er nur sprach, wie sich nun herausstellte.
"Noel... Noel... Ah, die Ballerina? Ja, die ist in der Kiste, aber in Box 2, also nicht in dieser hier."
"Gut. Und Natsume?"
"Ähm, der auch."
"Sehr schön. Leider war ich verhindert und konnte sie nicht begleiten. Ich wäre sehr unzufrieden, wenn ihnen etwas geschehen würde. Sie sind mir sehr wichtig. Alle beide."
Irgendetwas in seinem Tonfall führte dazu, daß es Eternia und Mao simultan kalt den Rücken hinunterrieselte. Selbst Sinistra, die regelmäßig mit allerlei Untoten und dunklen Gestalten Kontakt hatte und deren beste Freundin immerhin eine Nekromantin war, fand ihn ein wenig unheimlich. Deutlich spürte sie eine Aura der Macht, die von Ama ausging. Er war nie im Leben ein Mensch. Vielleicht spürte Eternia das auch, und vielleicht machte sie deshalb gar nicht erst den Versuch den Mann anzugraben. Vielleicht traute sie sich gar nicht.

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Als Mao fertig war mit Packen und endgültig los mußte stand der bleiche Typ leider immer noch unbeweglich da.
"Bist du fertig? Dann laß uns gehen. Keine Sorge, ich werde gut auf dich acht geben." Die schwarzen Augen des Mannes schienen rot zu leuchten wie glimmende Kohle.
Mao überlief es schon wieder kalt. "Äh... sag mal, bist du etwa ein Perverser?!" wollte er geradeheraus wissen.
Nun spannte sich Eternia doch an, bereit den Jungen zu schützen, wenn Ama etwas falsches sagte oder tat.
Ama lachte, sehr leise und sehr humorlos. "Junger Mann, du hast eine amüsante, aber völlig falsche Vorstellung von mir. Ich denke einfach, daß wir beide nützlich füreinander sein können."
"Wie willst du das denn wissen? Du weißt doch gar nichts über mich!" protestierte der Teenager.
"So, tue ich das nicht?" Da war wieder dieser überhebliche Tonfall in Amas Stimme, und ein grausamer Humor. "Du, Mao, hast großes Talent. Du bist einzigartig. Genau wie Noel und Natsume."
"Talent? Du meinst, weil ich zeichne? Das können viele!" Mao winkte ab und hoffte, daß das den unheimlichen Mann entmutigen würde.
Doch weit gefehlt. "Dein Können mag noch nicht vollständig gereift sein, doch dein Talent ist immens! Ich fördere... spezielle Menschen wie dich."
"Aha... Und was willst du dafür haben?"
"Ich will mich im Glanz deines Erfolgs sonnen." Das klang sogar aufrichtig, doch da war auch ein seltsames Glitzern in seinen Augen. Etwas wie... Gier. Doch was immer es war, es schien nicht auf Maos Körper gerichtet zu sein, sondern auf etwas in ihm.
"Komm, laß uns eingehender darüber sprechen, Mao." Der dunkle Mann hob den Arm hinter Mao. Er brauchte ihn nicht zu berühren, der Junge trottete freiwillig neben ihm her.
"Na schön... Aber wenn du doch ein Perverser bist schreie ich! Da sind noch andere Leute in der Kiste!"
"Tu dir keinen Zwang an." Amas dunkles Lächeln bildete eine Grimasse in seinem stark geschminkten Gesicht. "Hauptsache, du hörst mir zu. Ich bin mir sicher, wir werden irgendwann ins Geschäft kommen."
"Du meinst, du willst meine Comics verlegen? Das hört sich gut an..." Mao war noch nicht völlig überzeugt, was er von diesem gruseligen Mann halten sollte, aber solange er nur reden wollte und Interesse an seinen Comics hatte...

Als sie weg waren meinte Eternia: "Scheiße."
"Eternia!"
"Der hat mir eine Heidenangst eingejagt."
"Ehrlich gesagt, mir auch. Trotzdem fühlte ich mich von ihm irgendwie... angezogen." Es war Sinistra unangenehm das zuzugeben.
"Ich mich auch. Das muß der Grund sein, warum er ein Superstar ist."
"Aber er schien Mao nichts tun zu wollen."
"Mag sein, weil er ein Kind ist. Aber ich frage mich, ob das für Noel und Natsume auch gilt."