Es klopfte um kurz nach acht am Morgen.
Jade, die hastig ihren Pulli über ihren Schlafanzug gezogen hatte, öffnete erstaunt. "Caleb? Du kannst gerne reinkommen, aber ich hab nicht viel Zeit."
"Du mußt arbeiten?" vergewisserte er sich, während er ins Haus trat und sie bereits zum Eßtisch hastete, um ihr Geschirr wegzuräumen.
"Klar, gleich um zehn. Ist ja erst Freitag. Ich bin gerade mit dem Frühstück fertig und muß jetzt noch duschen, aber wie gesagt - fühl dich ganz wie zu Hause!"
"Na gut."
"Warum hast du nicht nach der Arbeit vorbeigeschaut? Wir haben uns schon wieder fast zwei Wochen nicht gesehen, es gibt bestimmt viel zu erzählen!"
"Genau deshalb bin ich hier, aber erledige ruhig deine Morgentoilette, damit du gleich nicht meinetwegen zu spät kommst. Ich warte."
"Okay, bis gleich!"

Durch die unerwartete Störung hatte sie ganz vergessen ihr Bürooutfit mit ins Bad zu nehmen und hatte nach dem Duschen in ihren Schlabberpulli schlüpfen müssen, der sich mit etwas Gewalt auf die Länge eines Minirocks ziehen ließ. Daß sie sich jetzt noch umziehen mußte würde noch mehr Zeit mit ihrem Freund kosten, und nun konnte sie ihn nicht einmal finden, um ihm Bescheid zu geben.
'Wo ist er denn nur hin?'  wunderte sich Jade still, als sie ihren frühen Gast nicht wie erwartet im Wohnzimmer lesend vorfand. 'Ob er auf der Veranda ist und Schach spielt?'
Sie wollte nachsehen, doch als sie an der leicht geöffneten Schlafzimmertür vorbeikam gewahrte sie eine Bewegung im Inneren des Raums. 'Oh, nein, das hat er nicht!'  Jade stürzte in ihr Schlafzimmer, bereit Caleb anzufahren, wenn sie ihn beim Schnüffeln in ihrer Unterwäsche oder etwas ähnlichem erwischen sollte.

Er stand tatsächlich vor ihrer Kommode, beobachtete zu ihrer Erleichterung aber aufmerksam den Kaiserfisch, der darauf stumm in seinem Aquarium eine Runde nach der anderen drehte. Der junge Mann sah auf, als er sie bemerkte. "Jade! Tut mir leid, daß ich uneingeladen dein Heiligtum betreten habe. Ich hörte etwas gluckern und..."
"Schon gut, solange du nichts angefaßt hast."
"Wieso sollte ich deinen Fisch anfassen wollen?" fragte er scheinbar verständnislos.
Jade druckste ein wenig herum. "Ich meinte nicht den Fisch, sondern meine Sachen."
"Ah, verstehe." Er ließ sich nicht anmerken, ob ihn die Unterstellung kränkte, lehnte sich aber verschwörerisch zu dem Fisch vor. "Nun, Kollege Fisch, wo finde ich beim nächsten Mal das geheime Tagebuch der Jade Sparkle? Gib mir einen Tipp unter Männern."

"Das kannst du vergessen!" meinte Jade verlegen und tat so, als wolle sie ihn in die Rippen boxen. "Als wenn Melvin sich verplappern würde!"
"Ein Fisch namens Melvin? Das ist ja unerhört normal. Wie paßt ein solcher Name zu der kleinen Gruselburg, die du ihm als Zuhause gegönnt hast?"
"Melvin steht halt auf Burgen!"
"Verstehe. Wo hast du ihn her?"
"Ich habe ihn selbst geangelt, gleich hinterm Haus!" erklärte Jade, froh die peinliche Situation hinter sich lassen zu können. "Darf ich mal kurz?" Sie manövrierte ihren Freund mit sanfter Gewalt einen Schritt zur Seite, um blitzschnell eine frische Strumpfhose aus ihrer Unterwäscheschublade zu fischen und die Schublade schleunigst wieder zu schließen. "Melvin sah mich an, ich sah ihn an und wir schlossen einen Bund fürs Leben!"

"Beneidenswerter Fisch!" Calebs Lächeln war mal wieder zweideutig. Er machte es eindeutig, indem er wieder ans Aquarium herantrat und hinzufügte: "Darfst Tag und Nacht in Jades Schlafzimmer verbringen!"
"Caleb!"
"Was denn?! Mal ernsthaft, Jade Sparkle, wieso ein Fisch? Zugegeben, sie sind auf gewisse Weise faszinierend, aber auch so... abwesend."
"Hast du schon mal versucht in dieser Stadt ein Haustier zu bekommen?" Ihre Stimme wurde gegen ihren Willen ein wenig unwirsch, weil das Thema sie bereits mehrmals aufgeregt hatte. "Es gibt hier keine! Man kann sich nur Frösche oder Fische fangen, wenn man nicht alleine sein will. Oder sich einen Caleb halten."
Er lachte. "Mit dem Gedanken an ein Haustier habe ich mich ehrlich gesagt noch nie befaßt. Ist die Versorgungslage wirklich so schlimm?"
"Allerdings! Melvin ist tausendmal besser als Froschi es war."
"Was für ein Tier hättest du denn gern? Einen großen Wachhund, der alle späten Besucher abschreckt?"
"Wie kommst du denn darauf?! Nein, doch keinen Hund!" Jade schüttelte sich und ließ sich auf der Bettkante nieder, um sich in ihre Strumpfhose zu kämpfen. "Mit denen muß man ständig rausgehen, und sie sabbern und bäääh! Manche können ja ganz süß sein, aber ich würde keinen Hund wollen."
"So, was wäre es dann?" fragte er und wandte sich zu ihr um.
"Ich dachte eher an einen Wellensittich, oder einen Hamster vielleicht. Ein kleines Tier. Hamster sind total süß!"
Unwillkürlich malte sich Caleb aus, wie Jade mit einem Hamster auf der Hand auf dem Boden hockte und mit dem Tierchen spielte. "Ja, Hamster sind süß", stimmte er unverfänglich zu und ließ ungesagt, daß in seiner Vorstellung nicht der Hamster der süßeste Teil des mentalen Bildes war. Ja, ein solches Haustier würde zur verspielten Jade gut passen.

"Bis sich an der Situation etwas ändert muß Melvin allein die Stellung halten. Einen Frosch will ich nicht noch mal. Das Fliegen fangen ist ekelig." Die junge Frau hatte die Nylons bis zu den Knien angezogen und sah Caleb an. Als dieser nur zurücksah und sich fragte, was sie darauf als Antwort zu erwarten schien, räusperte sie sich. "Sag mal, könntest du vielleicht..."
"Oh, natürlich! Pardon!" Endlich begriff er. Brav fixierte der junge Mann erneut das Aquarium und sah zu, wie Luftblasen Teile der Gruselburg bewegten, und so wagte Jade es schnell ihren Pulli abzustreifen und sich in die Bluse ihrer Uniform zu zwängen, die auf dem Bett bereit lag. So chaotisch hatte sie sich noch nie anziehen müssen! Trotzdem blitzte ihr kurz durch den Kopf, daß sie die Situation spannend gefunden hätte, wenn sie nicht gleich bei der Arbeit hätte sein müssen.

Caleb zog es vor, ihr nicht zu sagen, daß er ihre Reflexion im Glas des Aquariums bemerkte. Zwar war das Abbild nicht sehr deutlich, aber die rosa Farbe ihres BHs fiel ihm schon auf. 'Nicht unbedingt ihre Farbe',  dachte er enttäuscht, sagte aber lieber nichts, denn er hatte wenig Interesse daran achtkantig aus ihrem Haus zu fliegen.
Vor dem Hintergrund des Gruselschlosses vermochte er nicht genau zu bestimmen, ob es dunkelgrün oder dunkelblau war, doch das Höschen, das ins Blickfeld kam, als sie aufstand und ihm den Rücken zuwandte, um die Strumpfhose endgültig hochzuziehen und anschließend in den engen Rock fürs Büro zu schlüpfen, gefiel ihm da schon wesentlich besser an ihr.
Er schüttelte stumm den Kopf über sich selbst. Er war nicht zum Spannen hergekommen, doch bereits seit er entdeckt hatte, daß das ihr so wichtige hochwertige Bett, das ihrer Aussage nach den Großteil ihres Startkapitals für Möbel verschlungen hatte, ein Doppelbett war, mußte er es sich verkneifen einen Witz darüber zu machen. Das lenkte seine Gedanken zugegebenermaßen in eine gewisse Richtung. Außerdem war er ja nicht blind für schöne Dinge oder Personen, und Jades Kehrseite war wirklich wohlgeformt. Trotzdem fragte er sich, warum er nicht einfach höflich wegsah. Bei Beryl hätte er es gekonnt, wieso fiel es ihm bei Jade so schwer, daß sein Blick immer wieder zurückwanderte? Lag es an ihrem erwachenden Selbstbewußtsein, daß sie ihm immer hübscher vorkam, oder daran, daß er sie endlich einmal in einem schönen Kleid gesehen hatte? "Hier gehen seltsame Dinge vor, Melvin, mein Freund", murmelte er.

"Was sagst du?" fragte Jade, während sie in ihren Blazer schlüpfte und die Rüschen ihrer Bluse zurechtzupfte.
Jetzt war es wohl sicher sie anzusehen. Caleb wandte sich um und sagte: "Eigentlich bin ich vorbeigekommen, um dir eine schlechte Mitteilung zu machen."
"Oh? Was ist denn los?" fragte sie besorgt, als sie seine Miene sah, die große Unzufriedenheit mit sich selbst ausdrückte.
"Ich weiß, ich hatte dir versprochen, mit dir auf ein Romantikfestival zu gehen. Morgen findet es wieder statt, aber ich habe keine Zeit."
"Ach. Das ist alles?"
"Du bist nicht verstimmt?"
"Natürlich nicht, Caleb. Es wird bestimmt nicht das letzte sein." Sie drückte ihn, aber nur leicht, um ihre Arbeitskleidung nicht zu verknittern. Insgeheim war sie zwar schon traurig, aber das brauchte er nicht zu merken. Außerdem ging er offenbar auch nicht mit jemand anderem hin. "Bist du geschäftlich weg?"
"Nicht direkt weg, nur in der Firma. Wir bereiten die Eröffnung einer neuen Außenstelle vor. Leider wird dieses Projekt das ganze Wochenende in Beschlag nehmen, und es ist auch der Grund dafür, daß ich in den letzten Wochen so selten Zeit habe."
"Oh." Das traf sie schon mehr. Sie würden sich erneut gar nicht sehen? 'Du denkst schon wie eine klammernde Freundin, das ist ja schrecklich!'  Rasch fing die junge Frau sich wieder. "Dann wünsche ich dir viel Erfolg, Caleb! Und vergiß nicht, dich zwischendurch auch mal auszuruhen."
"Danke. Sobald das Projekt abgeschlossen ist wird es wieder ruhiger werden. Ich komme vorbei, sobald ich kann. Bis dann, Jade."


Als am Samstag Morgen das Handy klingelte dachte Jade zunächst, es hätte sich doch etwas an Calebs Zeitplan geändert, aber es war Beryl.
"Hey, Jade! Ich bin total genervt vom Job und dachte mir, daß ich endlich einige neue Leute kennenlernen möchte. Ich vermute, daß du heute mit Caleb zum Romantikfestival gehst?"
"Nein, er muß arbeiten."
"Was?! Ein CEO arbeitet am Wochenende? Das ist ja eine seltsame Geschichte, bist du dir sicher, daß die keine Orgie auf Firmenkosten feiern und das die Ausrede ist?"
"Beryl!" Die Schwarzhaarige explodierte fast.
"Naja. Dann kann ich also aufs Romantikfestival gehen, ohne euch zu stören?"
"So sieht es wohl aus."
"Möchtest du mitkommen? Wir könnten zu zweit versuchen ein paar sexy Kerle aufzureißen!" flötete Beryl fröhlich.
Jade verzog das Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. "Nein, vielen Dank. Aber könnte ich vielleicht mal vorbeikommen?"
"Klar! Ich bin bis zum frühen Abend zu Hause!"
"Du hast heute schon Zeit? Mußt du dich nicht fertig machen fürs Fest?"
"Ach, doch nicht den ganzen Tag! Nachher kurz duschen, 15 Minuten fürs Make-up und ich bin soweit. Es geht ja erst abends los. Komm einfach vorbei!"
"Schön, dann bin ich in einer Stunde da, ja?"
"Klar, bis gleich!"

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