Auch am Donnerstag hatte Jade ihn nicht sehen wollen, und am Freitag war es das gleiche gewesen. Als sie am Samstag auch nur schlafen wollte rief der Vampir entrüstet Beryl an, um sie zu fragen, ob Menschen sich bei Erkältungen immer derart zurückzogen. Diese lachte ihn erst einmal aus, erklärte ihm, daß das durchaus normal sei und er gefälligst nicht wagen solle bei Jade zu klopfen. Wenn es ihn so sehr aufrege nicht helfen zu können solle er ihr halt Orangensaft besorgen, das sei ein altes Hausmittel. Dann ließ sie sich auf den neusten Stand bringen, trug ihm auf, der Kranken beim nächsten Gespräch auch von ihr gute Besserung zu wünschen und fragte ihn, wie es bei seinem Projekt gelaufen sei.

Selbst nach diesem langen Gespräch fühlte Caleb sich aufgewühlt, und so bekam er prompt noch Ärger mit Lilith, die der Meinung war, daß er sich beim Schach absichtlich nicht angestrengt habe.
Sie hatte sich bereits umgezogen für die Nachtschicht im Raumfahrtzentrum, bestand aber auf einem weiteren Spiel. "Und wehe, du gibst dir diesmal nicht mehr Mühe!" warnte sie nicht ganz ernsthaft, was durch den lächerlichen Anblick, den sie mit Gummihandschuhen und ihrer gelben Sicherheits-Kappe mitten im Wohnzimmer ihrer gemeinsamen Villa machte, noch verstärkt wurde. Caleb, der sich noch nicht die Mühe gemacht hatte sich nach der Arbeit umzuziehen, wirkte in seinem Anzug wesentlich passender. Er brummte nur etwas unverständliches und ballte frustriert die Fäuste.
"Was ist denn los, Brüderchen? Schon wieder Ärger mit deinem Menschen?"
"Sie heißt Jade, Schwester. Nicht Mensch. Jade." Für ihre herablassende Art konnte er heute wenig Geduld aufbringen. Lilith zuckte mit den Schultern. "Es hätte ja auch die andere Frau sein können, die, mit der du gerade telefoniert hast."
"Ich habe auch keinen Streit mit Beryl", meinte er schlicht und stellte die letzten seiner Figuren in ihre Ausgangspositionen zurück.
"Ich auch nicht", kam es ebenso schlicht von seiner Schwester.


Caleb sah auf. "Wie bitte?"
"Beryl ist ganz amüsant für einen Menschen."
"Wann warst du bei Beryl?!"
"Am Wochenende, als du die ganze Zeit gearbeitet hast", meinte sie lapidar und machte den ersten Zug.
"Gelegentlich bringt meine Stellung das mit sich, es ist nicht meine Schuld", erinnerte er sie, während er den Gegenzug setzte.
Sie machte eine weitere abwiegelnde Geste, die Augen aufs Spielbrett geheftet. "Das sage ich auch nicht. Ich erkläre nur den Grund für meine Langeweile. Also habe ich bei dieser Beryl vorbeigeschaut."
"Da Beryl nichts davon erwähnte kann ich hoffentlich davon ausgehen, daß du dich bei ihr besser benommen hast?" fragte er mit vorsichtiger Strenge, woraufhin Lilith ihn schief ansah. "Wir haben uns nett unterhalten, danke der Nachfrage. Und damit mir nicht so bald wieder langweilig wird habe ich mir heute eine Staffelei gekauft und werde mich mit der Malerei beschäftigen. Das habe ich seit 100 Jahren nicht getan!"
Bei den letzten Worten fing sie an zu lächeln, und ihr Bruder entspannte sich ein wenig. "Das klingt nach einem schönen Zeitvertreib. Hat Beryl dich darauf gebracht?"
"Nein, wie kommst du darauf?"
"Nun, sie ist Malerin, falls dir die Staffelei in ihrem eigenen Wohnzimmer entgangen sein sollte während eurer 'netten Unterhaltung'. Oder hat sie dich nicht hereingebeten?"

"Doch, hat sie. Das muß mir in der Tat entgangen sein. Interessant." Die Augen der Vampirin begannen zu leuchten, ehe sie sich zusammenriß und weiterspielte. "Also, was ist denn jetzt mit deiner anderen... Freundin?"
"Sie ist krank."
"Hat Straud sie etwa infiziert? Der ist dermaßen alt, er könnte selbst noch den Schwarzen Tod übertragen." Lilith grinste über ihren eigenen Witz, doch ihr Bruder fand ihn kein bißchen lustig.
"Nein, es dürfte eine Erkältung oder Grippe sein. Das hoffe ich zumindest."
"Warum dann die schlechte Laune? Haben Menschen nicht andauernd solche Wehwehchen?"
"Das mag sein, aber ich bin es eben nicht gewohnt, in Ordnung? Ich bin in Sorge um sie. Mir tut schon selbst der ganze Kopf weh davon." Er rieb sich frustriert die Schläfen.


Lilith sah ihn halb besorgt und halb belustigt an. "Teufel auch, Caleb. Du arbeitest in einer großen Firma; da müssen jeden Tag Menschen ausfallen wegen irgendwelcher Krankheiten. Solltest du da nicht ein wenig Erfahrung haben? Deine Jade wird nicht an einer Erkältung sterben, so einfach gehen Menschen nun auch nicht kaputt."
"Jetzt fängst du auch schon damit an, sie als 'meine' Jade zu bezeichnen. Sie ist schon seit einer Woche krank! Ich möchte ihr einfach gerne helfen und bin frustriert, daß meine Anwesenheit von ihr als negativ wahrgenommen würde statt als Hilfe."
"Du weißt aber auch nicht, was du willst. Jetzt benutze ich schon ihren Namen und es ist immer noch nicht richtig." Das Handy seiner Schwester gab einen Alarmton von sich. "Ich muß los. Wage es nicht die Figuren umzusetzen, Bruderherz! Bis später!"

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