Etwas erschöpft ließ Jade sich an einem der abgenutzten Picknicktische nieder. Sie wollte sich ein wenig ausruhen. Es dauerte nicht lange und ihr Freund gesellte sich zu ihr. "Schon müde, Jade Sparkle?" fragte er mit einem schelmischen Grinsen, ging aber an ihr vorbei und stellte sich in den Schatten eines Baums, wo er tief durchatmete.
Sie sah ihn an, bemerkte wie er wieder in die Sonne blinzelte und das Gesicht verzog. "Mir scheint eher du bist müde", meinte sie besorgt.
Caleb war augenblicklich wieder guter Dinge. "Aber nein. Ich vertrage die Sonne nur nicht so gut, weißt du?"
"Oh, Sonnenallergie? Möchtest du meine Mütze aufsetzen?"
"Das ist gut gemeint, aber nein danke! Was wäre Jade Sparkle ohne ihre Glücksmütze? Ich würde niemals wagen die zu tragen." Er lachte.
Perplex sah sie ihn an. "Woher weißt du, daß sie mir Glück bringt?"
Er kam zu ihr hinüber und setzte sich neben sie.
"Na, sonst müßte ich ja annehmen, daß du dich unter ihr nur verstecken willst, und das kann nicht sein, nicht wahr?" Seine Augen funkelten vergnügt.

Für einen Moment verlor Jade sich in ihnen. Manchmal, nur ganz kurz und meistens nachts, sahen sie überhaupt nicht grau aus, sondern wie flüssiges Silber, welches das Licht reflektierte wie Katzenaugen. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Es faszinierte sie, und sie fragte sich, ob sie sich das nur einbildete, weil sie langsam anfing etwas für ihn zu empfinden. Erst hatte sie versucht sich einzureden, daß sie wegen seines Aussehens nur ein wenig für ihn schwärmte. Dann, daß sie es sich einbildete, weil sie gar nicht wußte, was Liebe war, und er der erste Mann war, der längere Zeit mit ihr redete. Inzwischen jedoch konnte sie es nicht länger verleugnen. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen und konnte endlos mit ihm plaudern. Er war der netteste, lustigste und aufmerksamste Mann überhaupt für sie. Ob das Liebe war, wußte sie nicht. Dafür war es wohl noch zu früh. Aber Schmetterlinge im Bauch, die hatte sie. So neben ihm zu sitzen war das schönste auf der Welt und sie war froh, mit ihm hergekommen zu sein. Das Herz pochte ihr bis in den Hals, und das lag nicht an all den Fremden.

"Jade? Jade Sparkle?" Endlich registrierte sie, daß sie ihn angestarrt und nicht zugehört hatte. Sie zuckte zusammen. "Ja, bin da! Tut mir leid, was hast du gesagt? Die Musik hat mich abgelenkt."
"Genau das habe ich gefragt. Was hältst du von der Gitarristin?"
"Sie ist gut!" meinte Jade eilfertig, froh mit ihrer Ausrede davon gekommen zu sein.
Caleb verzog das Gesicht. "Ich stimme ja zu, aber nach der großen Ankündigung hatte ich mehr erwartet. Ich finde sie bei weitem nicht so gut wie dich."
"Hör auf, du Scherzbold." Es war ihr peinlich, daß sie etwas ähnliches gedacht hatte.
"Wie bitte?! Ich meine das völlig ernst!" protestierte er eifrig.
"Das liegt an deinem unterentwickelten musikalischen Gehör!"
"Mag sein, aber ich bleibe dabei!" Er lachte fröhlich, und so nah, wie sie sich waren, fielen ihr wieder einmal seine Zähne auf. Sie fragte sich immer noch, ob das angeboren war oder ob er vielleicht in jugendlichem Leichtsinn irgendeine Dummheit begangen hatte. 'War er einer dieser verrückten Rollenspieler, die so aussehen wollen wie ihre Figur? Manche Ärzte tun ja alles für Geld, skrupellose Zahnärzte gibt es doch sicher auch...'
"Sag mal, Caleb, hast du eigentlich schon mal 'Kerker und Einhörner' gespielt?" fragte sie vorsichtig.
Er runzelte amüsiert die Stirn. "Was soll das sein, ein seltsamer Fetisch oder..."
"Ach du meine Güte!" unterbrach Jade ihn in lautem Flüsterton.
"Was ist?"

Sie lehnte sich ganz nah zu ihm hinüber. "Sieh nicht so auffällig hin, aber die Frau, die da vorbeigeht..."
"Die mit dem Blumenkranz im Haar?" flüsterte er kichernd zurück.
"Die ist im Schlafanzug hier! Ich fasse es ja nicht!"
"Sie ist mir schon mehrfach aufgefallen. Immerhin hat sie Straßenschuhe an, das läßt sich zu ihrer Verteidigung sagen. Die Dame dort vorne finde ich noch viel skandalöser. Die im Abendkleid, mit der Golfkappe ihres Mannes auf dem Kopf. Ein seltsames Völkchen trifft sich hier."
"Hör auf, ich will nicht noch offensichtlicher lachen!"

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"Na schön. Was machen wir hier am Tisch eigentlich? Du scheinst nicht auf Essen zu warten", erkundigte er sich.
"Nein, ich bin nämlich kein Vielfraß", gab sie mit einem schnippischen Gesichtsausdruck zurück, der Caleb erstaunte. "Na sowas, hat dich hier etwa jemand beleidigt und ich habe es nicht mitbekommen? Wer war das?"
"Vergiß es einfach." Sie seufzte. "Ich brauche nur eine kurze Verschnaufpause. Es sind doch mehr Leute da, als ich anfangs dachte."
"Zugegeben, es wird voller. Ist es denn so schlimm hier, wie du befürchtet hattest?" Nun war es an ihm, ein wenig ernster dreinzuschauen. Auf keinen Fall wollte er, daß sie Panik bekam.

"Nicht ganz, aber ehrlich gesagt ist es doch etwas unangenehm."
"Aber schau sie dir doch an. Keiner hier will dir etwas böses. Nicht einmal die verschrobene Dame im Schlafanzug."
"Tja, wer weiß. Einer von ihnen könnte ein Auftragsmörder sein. Oder ein gewiefter Vertreter für Nachtwäsche", meinte sie in verschwörerischem Ton und lächelte. "Ich weiß ja, daß ich albern bin. Gib mir einfach ein paar Minuten, ja?"
"Sicher, so lange du brauchst. Und ich finde dich auch nicht albern. Du bist heute sehr mutig."
"Wenn man bedenkt, daß ich dich ursprünglich dazu überreden wollte mit mir an einem ruhigeren Ort zu üben, finde ich das auch."
"Ohooo! Die Dame will mit mir allein sein!"
"In deinen Träumen vielleicht!" wehrte sie ab und hoffte nicht zu rot zu werden, denn das war genau das, was sie sich gewünscht hätte.
"Dort sowieso. Aber Spaß beiseite, Jade, woran hattest du gedacht?" Unter seinem aufmerksamen Blick fing sie an herumzudrucksen.
"Ans Museum zum Beispiel."
"Schön, somit sehe ich das als Blanko-Zustimmung deinerseits, wenn ich einmal einen Ausflug dorthin planen will!" Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
"Noch so eine Sache, die nur in deinen Träumen passiert, mein Lieber!" lachte sie.

"Guten Tag!" Eine Fremde mit geschorenem Kopf setzte sich ihnen uneingeladen gegenüber.
Beide rissen sich zusammen und grüßten höflich. Die Frau versuchte sie in ein Gespräch zu verwickeln, was gemischte Gefühle auslöste. Glücklicherweise übernahm Caleb die Rolle des Alleinunterhalters nur allzu gerne, so daß Jade eher ruhig bleiben und sich heraushalten konnte. Ihr Augenmerk richtete sich auf eine Rentnerin in Chinahemd und weißem Rock, die in der Nähe stand und Caleb überaus feindselig anstarrte. Was hatte die denn für ein Problem?
Auch die Frau erhob sich auf einmal ohne Grund, verzog das Gesicht und ging.
"Was war das denn eben?" wunderte die Schwarzhaarige sich. Ihr Begleiter zuckte mit den Achseln. "Wer weiß, vielleicht mußte sie einfach schnell weg."
"Das war aber ziemlich unhöflich. Worüber habt ihr gesprochen, daß sie einen solchen Abgang machte?"
"Denk nicht weiter darüber nach. Hier scheint man sich eh langsam aufs Zusammenpacken vorzubereiten. Sollen wir uns ebenfalls auf den Heimweg machen oder möchtest du noch über die Stränge schlagen und eine Bar besuchen? Zum Karaoke vielleicht?"
"Ah, sei mir bitte nicht böse, aber für einen Tag reicht es mir."
"Wer könnte dir lange böse sein, Jade Sparkle."
"Falls du hier in der Nähe einen Buchladen kennst könnten wir dort noch kurz vorbeischauen! Hier gab es ja keine Bücher, und es soll ein toller neuer Fantasyroman erschienen sein!"
Voller Tatendrang sprang Caleb auf und hielt ihr den Arm hin. "Sehr wohl, die Dame! Wenn Eure Ladyschaft geruht mich in diese Richtung zu begleiten?"
"Du Quatschkopf!" Sie stand ebenfalls auf und schob ihn vor sich her. "Jetzt zeig mir schon den Weg."

Glücklicherweise waren die Geschäfte auch sonntags geöffnet. Einmal im Buchladen angekommen vergaßen beide die Zeit. Sie stöberten durch die Neuerscheinungen und die Wühlkiste und lachten über einen Comicband. Jade erstand zwei Bücher und auch Caleb suchte sich einen Roman aus, ehe sie den Tag endlich ausklingen ließen und sich voneinander verabschiedeten. Es wurde bereits dunkel, und während der Vampir ihr hinterhersah, wie sie zur Bushaltestelle hastete, dachte er sich, daß sie inzwischen sicher hungrig war. Ihm, der nicht zu essen brauchte, entgingen diese Bedürfnisse menschlicher Begleiter viel zu oft, und er ärgerte sich im Nachhinein darüber, daß er sie nicht an einen der Essensstände auf dem Flohmarkt eingeladen hatte.
Er mußte wirklich daran arbeiten ein besserer Gastgeber zu sein.
Müde streckte der Vampir sich und unterdrückte ein Gähnen. Die Sonne hatte ihn völlig ausgelaugt. Für heute würde er sich der Einfachheit halber mit einem Plasmabeutel begnügen, und dann mußte er sich auch erst einmal ausruhen.

Die ganze Fahrt nach Hause lang drückte Jade im Bus die neuen Bücher an die Brust, um nicht auszuflippen. Das war ein wunderbarer Tag gewesen, und sie hatte sich gewünscht, daß er niemals zu Ende gehen würde, trotz der seltsamen Leute auf dem Flohmarkt. Schöner hätte der Tag nur sein können, wenn sie Calebs Hand hätte halten können. Sie kicherte und spürte, wie ihre Wangen warm wurden.
"Beim nächsten Mal werde ich nicht zögern, was es auch ist", schwor sie sich laut, was ihr einen seltsamen Blick vom Sitznachbarn einbrachte.

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