Jade und Caleb

 

Erschöpft sank Jade in die moderat weichen Sofakissen und lehnte den Kopf weit zurück, um die Decke anzustarren. War das anstrengend gewesen. Summer und Travis hatten so viel Zeit auf ihrer Veranda verbracht, daß sie schon befürchtet hatte sie würden dort festwachsen und nie wieder gehen, und dann war auch noch diese Liberty Lee aufgetaucht und hatte sich ebenfalls vorgestellt. Jade wäre fast ausgeflippt von all dem Geplapper, auch wenn sie sich bei zumindest zwei ihrer drei Gäste vorstellen konnte sie mit der Zeit besser kennenzulernen. Liberty hatte sie nicht besonders gemocht, sie war seltsam und langweilig, und das wollte viel heißen, wenn eine Person das sagte, die sich selbst ebenso beschreiben würde.
Jade war völlig kaputt und wollte nicht mal ihren Salat zu Ende essen, der vermutlich eh schon zu welken anfing. Sie seufzte. Wenigstens einen Job sollte sie heute noch finden. Es war kurz vor acht und somit höchste Eisenbahn. Sie nahm ihr Handy vom Tisch und klickte entnervt auf den erstbesten Bürojob, der sie nicht abschreckte. Die Stelle versprach Aufstiegsmöglichkeiten, doch anfangen würde sie in der Poststelle, also nie sehr lange mit der gleichen Person interagieren müssen. Das klang perfekt, auch wenn Jade ohnehin der Meinung war, daß sie auf der Arbeit gezwungernermaßen mit Gesellschaft umgehen können sollte, solange sie sich abends in ihrem eigenen Haus alleine entspannen konnte. Es war also egal, ob die Stelle ruhig war oder nicht - sie brauchte Geld. Lieber wäre ihr zwar eine Stelle als Regalauffüller oder so gewesen, aber kein Laden in der Stadt suchte Personal. Sie zuckte mit den Schultern und schickte ihren Lebenslauf digital zur G. Rissen & C. Lever AG, einer großen Büro- und Ladenkette.

Erstaunt war Jade dann aber doch, als bereits kurze Zeit später Antwort kam. Sie hatte den Job, und sie sollte übermorgen bereits anfangen! Die mußten aber dringend Hilfe brauchen. Ein zufriedenes Lächeln huschte über das Gesicht der jungen Frau. Wenigstens das hatte heute noch geklappt, super! Damit waren die nächsten Rechnungen bezahlt, vorausgesetzt sie stellte sich nicht völlig dämlich an. Was konnte man beim Post austragen schon...

Klopf, klopf.
'Ooooh nein! Nicht schon wieder!' dachte Jade verzweifelt und stieß einen leisen Seufzer aus. 'Wenn das wieder Summer ist, die jetzt doch noch ihr dummes Kürbisbrot...' Einen Moment lang überlegte sie, einfach so zu tun als sei sie nicht da, doch dann fiel ihr ein, daß das Licht ihrer Wohnzimmerlampe durch das Glas der Tür zu sehen sein mußte. Mist. Sie stand auf, machte die wenigen Schritte in den Flur und erstarrte. Vor der Tür stand ein fremder Mann. Ein seltsamer fremder Mann, das sah sie trotz der spärlichen Beleuchtung. 'Was ist denn das jetzt für einer? Ein Cosplayer, oder macht der Werbung für einen Zirkus?'
Gleichermaßen verwundert wie neugierig öffnete sie, um ihn sich genauer anzusehen. Er war schlaksig, fast hager, mit einem sehr bleichen Gesicht unter dunklen Haaren, und trug vermutlich teure Kleidung, die aber aus einem anderen Jahrhundert zu kommen schien. Sein Jackett hatte schwarze Pelzbesätze, und beim Näherkommen sah sie auch das schwache Leopardenmuster auf dem weinroten Stoff. Die Knöpfe und Abnäher seines gestärkten Hemdes waren golden, und auch an seinen dunklen Hosen glänzten goldene Ketten und Knöpfe. So gar nicht dazu passen wollten allerdings die moderne Frisur mit den ausladenden Ponyfransen und der große dreieckige Ohrhänger, der ihm fast bis auf die Schulter reichte und im Licht der Straßenlaterne violett aufblitzte, als er ein Stück von der Tür zurücktrat, nachdem er ihr Kommen bemerkte. Ein Goth vielleicht, der Werbung für eine Band machen wollte?

Der junge Mann sah sie mit einem undeutbaren Ausdruck auf dem Gesicht an und regte sich erst, als sie die Tür öffnete und halb hinaustrat. Er sah ihr direkt in die Augen und fragte: "Darf ich hereinkommen?"
Seine Stimme war angenehm dunkel und warm, und Jade ertappte sich bei dem Gedanken, daß er zumindest in diesem dämmrigen Licht verdammt gut aussah für einen simplen Zettelverteiler. Vielleicht war er Zauberer im Zirkus? Mußten die nicht mit ihrem Aussehen von ihren Händen ablenken oder so?
Ihr wurde bewußt, daß er ihr eine Frage gestellt hatte. Peinlich berührt zuckte sie zusammen und meinte schnell: "Tut mir leid, aber ich kenne dich nicht. Wieso sollte ich dich reinlassen?"
"Ich möchte zu John."
"John? Tut mir wieder leid, es gibt hier keinen John." Ihre Verwirrung stand ihr sicher quer übers Gesicht geschrieben.
"Nicht? Ich bin mir aber ganz sicher, ihn vor vier Wochen noch hier besucht zu haben, Teuerste", beharrte der Fremde und sah sie fast schon lauernd an.
"Das mag sein, aber ich habe das Haus letzte Woche gekauft und bin heute hier eingezogen. Vorher stand es leer. Dein Freund hat wohl vergessen, dir seine neue Adresse zu geben!" Jade stand kurz vor ihrem Streßlimit und spürte bereits den Drang, ins Bad zu rennen und sich vorm Spiegel abzureagieren. Wäre sie ruhiger gewesen hätte sie besser abschätzen können, ob sie den jungen Mann als Bedrohung ansah oder nicht. Im Moment war sie einfach nur gereizt und wollte endlich alleine sein. Gleichzeitig war sie wegen seiner ungewöhnlichen Klamotten aber auch zu neugierig, um ihm schlicht die Tür vor der Nase zuzuschlagen.

"So?" Der Fremde maß sie mit einem kurzen Blick von oben bis unten und wandte sich ihr zu, als sie die Tür wie beiläufig hinter sich ins Schloß zog und neben ihn trat. Den würde sie nicht in ihre Wohnung lassen. Es waren noch Leute auf den Straßen. Hier draußen würde man sie wenigstens schreien hören, wenn er ihr an die Wäsche wollte.
Zu Jades Erstaunen machte ihn das Lächeln, das sich nun auf seinem bleichen Gesicht breit machte, entwaffnend sympathisch, auch wenn es eine Spur von Traurigkeit enthielt. "Naja, macht nichts. Er scheint eh kein besonders guter Freund gewesen zu sein, wenn er einfach so verschwindet, hm?"
"Tja... Das vermag ich nicht zu beurteilen", meinte sie lahm und fragte sich, was sie hier überhaupt machte. "Wie gesagt, ich kenne weder John noch dich."
"Oh, wie unhöflich von mir! Bitte verzeih diesen Fauxpas, ich war so überrascht, als sich die Tür mit einem derart unerwarteten, doch erfreulichen Anblick öffnete. Ich bin Caleb. Caleb Vatore. Und dein Name, Teuerste?"

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Kommentare   

+1 # mjkj 2018-05-17 09:38
Uh-oh, Jade, sei vorsichtig!!!

Naja, den Salat kann sie ja zur Not auch als Kompost weiterverwenden ;-) :P
+1 # Eph 2019-06-26 14:08
Lol.