"Kommt heran, kommt heran, und holt euch euer Liebeshoroskop!" rief ein alter Mann mit einem Turban, der wenige Meter entfernt in einem Halbkreis aus Kerzen stand, die in lotusförmigen Glaslaternen brannten.
"Wer ist das?" fragte Jade erstaunt in die Runde. Die Frau neben ihr lachte. "Das ist der Liebesguru. Du kannst ihn alles fragen; wie deine jetzige Beziehung ist, ob sie halten wird, ob du die wahre Liebe findest und wie du sie für dich gewinnst."
"Wow, das klingt auch spannend! Caleb, ich geh da mal hin, ja?"

Der Vampir, der weiterhin aufmerksam die Männer studiert hatte, die mit ihnen am Tisch standen und mit Jade gesprochen hatten, schrak auf. "Sicher, viel Spaß." Er zog es vor, bei dieser Sache nicht dabei zu sein, und sah nur zu, wie sie an den schrillen Senioren herantrat und ihn ansprach. Es ging ihn weder etwas an, was seine Begleiterin das Orakel fragen wollte, noch glaubte er an dessen sogenannte 'Weissagungen'. Auch Beryl hatte damals mit dem Guru gesprochen. Sie hatte ihm zwar nicht verraten, was der Mann gesagt hatte, aber sie hatte sich vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten können. Insofern hielt Caleb den angeblichen alten Weisen für nicht mehr als eine lustige Jahrmarktsattraktion, doch wenn Jade auch ein wenig darüber lachen konnte schadete es ja nicht. Er war allerdings ein wenig enttäuscht, daß sie die erste Gruppe von Bewerbern so uninteressiert links liegen ließ. Der Vampir sah auf das fast volle Glas in seiner Hand hinab, schaute sich um und entschloß sich dazu, sich kurz von der Szene zu verabschieden. Das würde Jade gar nicht mitbekommen.


Wie der Blitz verschwand er in seiner Rauchgestalt und eilte zum Honey-Pop hinüber. Er betrat die Karaokebar, winkte der Mixerin hinter der Theke freundlich zu und ließ sich auf einem der Barhocker nieder, ehe er den Sakura Tee mit spitzen Fingern auf die Bar stellte. "Schönen guten Abend, die Dame! Könntest du mir einen Gefallen tun und das hier für mich entsorgen? Und dann hätte ich gerne einen Saft on the Rocks."
Die stämmige Frau lachte und ließ das Glas in ihrer Spüle verschwinden. "Aber sicher, du Hübscher. Hast auf dem Romantikfestival zu viel Aufmerksamkeit bekommen, huh? Bist nicht der erste heute, dem es zu viel wird."
"Ach? Ist da heute so viel los?"
"Mehr als sonst, wie's scheint. Wie du siehst ist kaum Kundschaft hier. Das ist sonst anders."
"Was nicht ist, kann ja noch werden", wünschte ihr der Vampir und atmete erstmal entspannt durch. Der Alkohol würde hoffentlich den wenigen Tee, den er getrunken hatte, schnell neutralisieren.


"Herr Guru, ich bin in einen Mann verliebt und weiß nicht, ob ich eine Chance bei ihm habe. Soll ich es ihm trotzdem sagen oder nicht, und wenn ja, wie stelle ich das an?" fragte Jade den lebhaften alten Mann mit dem Turban, der sich ihr sofort mit brennenden Augen und einem breiten Grinsen zuwandte.
Gerade, als sie ihre Frage gestellt hatte, flammten alle Lichter auf dem Platz auf und die Laternen wurden auf die höchste Stufe geschaltet. Jade kam sich prompt vor als stünde sie auf dem Präsentierteller. Ihre Wangen glühten, aber dank dem Tee machte es ihr nicht so viel aus wie sonst.
Der Guru sah sie prüfend an. "Hm... zu lieben oder nicht zu lieben, das ist hier die Frage... Wo ist denn der Mann, den du begehrst?"
"Ähm... es hätte keinen Sinn gemacht, ihn mitzubringen, um dich zu fragen, ob ich ihm etwas sagen soll, oder?"
"Du bist auf unserem schönen Festival, welch besseren Ort gibt es, um es ihm zu sagen?"
"Ja, aber soll ich ihm überhaupt etwas sagen, wenn ich mir nicht sicher bin, ob er mich auch mag? Um ehrlich zu sein hat er mir schon eine relativ klare Absage erteilt, aber ich kann ihm nicht ganz glauben, daß das sein letztes Wort war."
"Natürlich solltest du! Trink noch einen Sakura Tee, wenn du dich nicht traust! Nur wer wagt gewinnt!"
"Äh, okay..." Jade hatte sich einen Guru ein wenig anders vorgestellt. Der alte Mann hatte zwar großartige Gesten auf Lager und ein tolles Outfit an, aber sie hätte sich ein wenig tiefgründigere Sprüche oder wenigstens mehr Rat von ihm erhofft. "Vielen Dank dann. Bis bald!"
Als sie sich gerade zum Gehen wandte sagte der Mann plötzlich: "Die schlechteste Chance ist die, die du nie ergreifst!"
"Ja, danke!"
Der Guru sah ihr hinterher und dachte sich: 'Diese Liebe wird ewig halten, aber sie ist von Dunkelheit überschattet.'

Da Jade ihren Freund mal wieder nicht finden konnte ging sie allein zum Souvenirstand hinüber. Die Shirts mit dem Rosenblütenmotiv gefielen ihr gut, aber sie wollte das Logo lieber nicht im Alltag tragen und ständig auf das Fest angesprochen werden. Der Stand bot aber auch eine Schneekugel in einer hübschen Verpackung an. Mit einem Lächeln erinnerte sie sich daran, wie Caleb ihre andere Kugel angesprochen hatte, die in einer Schublade ihrer Wäschekommode verstaubte. Diese hier war noch süßer, mit einem winzigen rosa blühenden Kirschbaum darin, und es schneite nicht, sondern es regnete Blütenblätter in der Kugel. Entzückt kaufte die junge Frau eine der kleinen Schachteln. Dazu bekam sie ein Beutelchen mit Rosenblüten gratis.

"Jade Sparkle! Da bist du ja! Ich dachte, du seist beim Guru!" rief eine Stimme hinter ihr. Sie wandte sich um und sah wie erwartet Caleb wenige Meter von ihr entfernt bei einem bunt bemalten Picknicktisch stehen. Wo auch immer er gewesen war, sie hatte gewußt, daß er wieder auftauchen würde.
"Da bist du ja wieder, Caleb!" rief sie und ging zu ihm. "Huh? Du leuchtest ja gar nicht mehr!"
"Ich bin untröstlich, anscheinend bin ich liebesresistent." Er zuckte grinsend mit den Schultern.
"Das wollen wir doch nicht hoffen", meinte die Schwarzhaarige erschrocken und fügte hinzu: "Du bist gerade richtig gekommen!"
"Wozu, Teuerste?"
"Na, hierfür!" Sie hatte hinter ihrem Rücken das Beutelchen mit den Blüten in ihre Hände geleert und warf die Rosenblüten nun in hohem Bogen in die Luft, so daß sie auf Caleb und sie selbst niederregneten.


"Whoa, was..." Es dauerte eine Sekunde, ehe der Vampir registrierte, was sie da geworfen hatte. Überrascht und lachend sah er sich die fallenden Blüten an. "Wo hast du denn die her?" - "Hab ich am Stand bekommen!" Jade hüpfte auf und ab wie ein Gummiball und freute sich wie ein kleines Kind, was durch die Aura von rosafarbenem Schimmer, die sie weiterhin umgab, unterstrichen wurde. "Das ist super! Ich könnte es den ganzen Tag Blumen regnen lassen!"
"Na, das ist endlich wieder meine Spinnerin!" Es war herrlich, sie so ausgelassen zu sehen, und so tat es ihm fast leid, als der Regen aus Rosen endete. Seine Freundin griff ihm mit einem verträumten Lächeln ins Haar. "Du hast da noch ein Blatt. Nein, sogar zwei. Das schickt sich nicht für einen Vampir!" Er hielt still, während sie vorsichtig die Rosen von ihm zupfte, und wunderte sich, wie gut sich das anfühlte. Wirkte der verfluchte Tee doch noch?
"Wo wir schon einmal dabei sind, du hast dir auch eins aufbewahrt", schmunzelte er und pflückte auch ihr ein Blütenblatt aus den zurückgebundenen Zöpfen. "Vielleicht ist das doch nicht die beste Art zu duschen."
"Aber es macht viel Spaß!"

"Apropos Spaß! Sind wir nicht eigentlich hergekommen, um für dich einen Galan aufzutun? Hast du dich schon weiter umgeschaut, während ich weg war?" fragte er, doch sie lachte kein bißchen, sondern sah ihn trotzig an. "Du bist der einzige hier, der das wollte, Caleb. Ich wollte lediglich mit dir auf dieses Fest gehen und Spaß haben. Mit dir, wie bei den bisherigen Festen auch, verstehst du?" Sie sah ihm ins Gesicht und lächelte stur, doch ihre Lippen zitterten und in ihrem Blick flackerte es.
"Mit einem Freund hier umher zu schlendern ist aber nicht der Sinn und Zweck dieses Festes", erinnerte er sie.
"Ist es nicht Sinn dieser Veranstaltung herauszufinden, ob man sich mehr als Freundschaft vorstellen kann?" fragte sie verlegen und spielte mit ihrer Kette, all ihren Mut zusammennehmend. "Ich hätte mich niemals für einen Fremden schick gemacht, weißt du..."


Calebs Laune sank. Da war er wieder, der Einfluß dieses verdammten Tees. Als Beryl aufdringlich geworden war hatte er es noch auf ihre Persönlichkeit geschoben, aber nun fing sogar Jade an sich seltsam zu benehmen. "Jade, du weißt gerade nicht, was du redest, fürchte ich." - "Und ob ich das weiß, Caleb Vatore! Seit Wochen will ich mit dir auf dieses Fest gehen, und jetzt sind wir endlich hier und du kannst es kaum erwarten mich an irgendwen loszuwerden. Wenn du Privatsphäre brauchst, um mit jemandem anzubändeln, der dir aufgefallen ist, dann sag es einfach und laß mich hier nicht ständig alleine stehen!" platzte es auch ihr heraus. Überwältigt von ihrem Ausbruch trat er einen Schritt zurück. "Ich wünsche mir doch nur, daß du ein paar neue Leute kennenlernst. Wenn du die ganze Zeit über mit mir hier herumstehst wird dich niemand ansprechen, weil alle denken wir wären ein Paar. Na komm, ich gebe dir auch Tipps, wenn du möchtest." - "Na toll! Wenn du nicht mit mir gesehen werden willst kann ich auch gleich nach Hause gehen." Die Tränen in ihrer Stimme waren nicht zu überhören, und der Vampir nahm sich vor niemals wieder jemanden in die Nähe dieses rosafarbenen Teufelszeugs zu lassen. Das war nicht die Art von Emotion, die er in ihr hatte wecken wollen mit dem Besuch des Fests.


Er seufzte und drückte sie an sich. "He... Alles ist gut, ja? Natürlich stört es mich nicht, mit dir gesehen zu werden!" Ihre Antwort bestand aus einem unterdrückten Schluchzen, und als er sie wieder losließ waren ihre Augen feucht und ihr Make-up verlief. "Sollen wir gehen? Wäre dir das lieber?"
Sie schüttelte den Kopf, tupfte sich die Augen mit einem Taschentuch ab und bemerkte das Mascara. "Ich geh erstmal aufs Klo und richte mein Gesicht."
"Ist gut. Ich warte gegenüber am Honey-Pop auf dich, ja?"
"An der Karaokebar? Okay..."

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Kommentare   

+1 # Eph 2018-08-02 08:47
Hinter-den-Kuli ssen Info:
Ich sag es mal gleich ehrlich dazu: Der wahre Grund, warum Caleb nicht mehr leuchtet, ist, daß mir das Spiel abgekackt ist und ich das Festival neu starten mußte. Als ich Jade erneut zum Tee trinken schickte war nicht nur der Guru plötzlich weiblich, ihr Kumpel war auch schon sonstwohin abgedüst, also dachte ich, ich lasse das mal so, paßt ja ganz gut von der Geschichte her.

Und ich schwöre - jedesmal, wenn er in der Story verschwunden ist, war er das auch im Spiel. Caleb findet ALLES andere spannender als auf dem Romantikfestiva l neben Jade zu stehen, keine Ahnung wieso genau dieses Fest ein dermaßener Flop ist.

Sims-Spieler sehen natürlich trotzdem wieder den Spoiler in den Animationen.
+1 # mjkj 2018-08-02 10:09
Wow, Caleb, das hast Du ja wieder schön hinbekommen - jetzt weint sie... :-?